Als Bauzeichner habe ich mich in den letzten Monaten intensiv damit auseinandergesetzt, welche Faktoren den Stundenlohn beeinflussen und wie ich einen angemessenen Betrag ermitteln kann. Dabei habe ich privaten und betrieblichen Ausgaben sowie Steuern und Sozialversicherungsabgaben berücksichtigt. Mit diesem Artikel möchte ich anderen Selbstständigen dabei helfen, einen realistischen Stundenlohn zu kalkulieren und auch Kunden ein besseres Verständnis dafür vermitteln, welche Faktoren den Preis für eine Dienstleistung beeinflussen.
Finanzbedarf realistisch kalkulieren: Wie viel muss ein selbstständiger Bauzeichner verdienen, um seine Ausgaben zu decken?
Nur wenn man eine genaue Vorstellung davon hat, welche monatlichen und jährlichen Kosten anfallen, kann man einen realistischen Stundensatz setzen und seine Arbeit entsprechend vergüten lassen. In diesem Abschnitt zeigen wir Ihnen, welche Faktoren und Positionen für den privaten und betrieblichen Finanzbedarf zu berücksichtigen sind.
Privater Finanzbedarf
Verlässliche und individuelle Berechnungen des privaten Finanzbedarfs sind von hoher Wichtigkeit, um als selbstständiger Bauzeichner eine angemessene Vergütung zu erzielen. Die individuellen Lebensumstände, wie Familienstand, Wohnsituation und persönliche Vorlieben müssen dabei berücksichtigt werden. Auch aktuelle Statistiken können als Grundlage dienen, sollten aber an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden.
Eine wichtige Position im privaten Finanzbedarf sind die monatlichen Mietkosten, welche je nach Wohnort stark variieren können. Auch Nebenkosten wie Strom, Wasser, Heizung oder Internet sollten hierbei berücksichtigt werden. Für eine realistische Kalkulation des privaten Finanzbedarfs sollten auch Ausgaben für Lebensmittel, Kleidung, Freizeitaktivitäten, etwaige Versicherungen und Kfz Kosten einbezogen werden. Darüber hinaus können unvorhergesehene Kosten wie Reparaturen am Auto oder am eigenen Wohnraum anfallen, welche ebenfalls einkalkuliert werden sollten. Es Ist wichtig, bei der Berechnung des privaten Finanzbedarfs alle relevanten Faktoren zu berücksichtigen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Berechnung des eigenen Finanzbedarfs als selbstständiger Bauzeichner ist die Frage, ob der ermittelte Betrag angemessen und realistisch ist. Um eine Vergleichsgrundlage zu haben, kann man auf verschiedenen Lohnportalen nach ähnlichen Jobs suchen und sich über den durchschnittlichen Bruttolohn informieren. Auch Netto-Lohnrechner können hierbei hilfreich sein, um den Nettolohn von Festangestellten zu ermitteln und mit dem eigenen Bedarf zu vergleichen. Akutell verdient ein angestellter Bauzeichner verdient laut aktuellen Portalen brutto zwischen 3.000 € und 4.200 €. Das entspricht einem Nettogehalt zwischen 2.000€ und 2.644€.
Der Aufbau von Rücklagen ist wichtiger Bestandteil der Selbstständigkeit. Denn anders als Festangestellte hat man als Selbstständiger kein festes Einkommen und muss damit rechnen, dass es auch Zeiten geben kann, in denen weniger Aufträge oder sogar Zahlungsausfälle zu verkraften sind. Hierbei sollte man den Finanzbedarf für mindestens drei bis sechs Monate im Voraus einkalkulieren und darauf achten, dass man immer genug Reserven hat, um mögliche Durststrecken zu überbrücken.
Betrieblicher FInanzbedarf
Als selbstständiger Bauzeichner fallen neben den privaten Lebenshaltungskosten auch betriebliche Kosten an, die für eine Kalkulation des Finanzbedarfs im Jahr berücksichtigt werden müssen. Hierbei sollte man auch bedenken, dass die Kosten je nach persönlichen Bedürfnissen und Geschäftstätigkeit variieren können.
Zu den wichtigsten betrieblichen Kosten für einen Bauzeichner zählen unter anderem die Büromiete. Dies kann auch ein Arbeitszimmer in der Wohnung sein. Damit verbunden sind auch Kosten für Strom und Heizung sowie ein Internetzugang. Auch die Bürokosten für Verbrauchsmaterialien wie Papier, Tinte und Toner sowie Büromöbel dürfen nicht vergessen werden.
Die regelmäßige Erneuerung von leistungsfähiger Hardware wie PCs und Grafikkarten, die für die Erstellung von High-end-Visualisierungen oder die Bearbeitung und Auswertung von BIM-Modellen benötigt wird. Auch Vermessungstechnik und mobile EDV wie ein outdoor-geeignetes Tablet können wichtige Anschaffungen sein, die mit hohen Kosten und regelmäßiger Wartung und Justierung verbunden sind.
Neben den Hardware-Kosten müssen auch Ausgaben für die Aktualisierung und Wartung von Software eingeplant werden. Das umfasst allgemeine Dinge wie Office- oder Cloudspeicher-Dienste, Buchhaltungssoftware und Steuer-Software, Bildbearbeitung usw. Kostspielig wird es dann bei der CAD und Dienstleistern, welche Grundlagen für CAD oder Visualisierungen (z.B. 3D-Modelle, Texturen usw.) liefern. Support- und Kundendienstverträge, die sicherstellen, dass auch bei technischen Problemen weitergearbeitet werden kann, müssen auch berücksichtigt werden.
Für Weiterbildungen und Schulungen können Kosten von bis zu 1000€ pro Tag anfallen, die für den beruflichen Fortschritt unerlässlich sind. Ebenso kann es notwendig sein, DIN-Normen zu kaufen oder zu aktualisieren, hier zahlt man 50-300€ pro DIN-Norm! Es ist auch bei jedem Software-Update mit möglichen Schulungen zu rechnen.
Für die eigene Präsentation und Kundengewinnung können Werbekosten anfallen. Das kann Suchmaschinenwerbung sein oder Werbung in den Sozialen Medien. Oft wird die Werbung auch über Agenturen geschaltet, welche dann auch bezahlt werden wollen. Auch benötigt man als Selbstständiger eine Homepage, neben den Providerkosten fallen hier auch Kosten für Fremdleistungen an, z.B. für Stockbilder oder die regelmäßige Bearbeitung der Seite.
Nicht zuletzt muss auch die Mobilität bedacht werden, insbesondere bei Geschäftsfahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Fahrzeug. All diese Kosten sollten in die Kalkulation des Finanzbedarfs für ein Jahr einbezogen werden, um einen realistischen Stundensatz zu setzen und seine Arbeit angemessen vergüten zu können.
Steuern und Sozialabgaben als Selbstständiger : Was gilt es zu beachten?
Für Selbstständige fallen Steuern und im Vergleich zum Festangestellten doppelte Sozialabgaben an, die bei der Kalkulation des eigenen Stundensatzes berücksichtigt werden müssen. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte erläutert, die es zu beachten gilt.
Für die Berechnung empfehle ich, eine Excel-Tabelle anzulegen, da die meisten “Netto-Rechner” für Angestellte nicht aktuell oder zu ungenau sind. Ich empfehle folgende Vorgehensweise:
- Gewerbesteuer: Hier wird das zu versteuernde Jahres-Einkommen ohne die Betriebskosten und die Umsatzsteuer wie folgt berechnet: (Gewinn – Freibetrag) x 3,5% x Hebesatz. Für manche Berufe kann eine Befreiung von der Gewerbesteuer beantragt werden. Für Bauzeichner ist es denkbar, wird aber nicht überall anerkannt.
- Sozialversicherung: Selbstständige müssen sich in der Regel selbst um ihre Sozialversicherung kümmern. Das bedeutet, dass sie sich bei einer Krankenkasse ihrer Wahl anmelden müssen und auch die Beiträge allein tragen müssen. Dabei gibt es verschiedene Versicherungszweige wie die Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung. Hier ist es wichtig, sich im Vorfeld gut zu informieren, um die passende Versicherung zu wählen. Krankenversicherung: 14,6% + 1,6%
Pflegeversicherung: 3,4%
Rentenversicherung: 18,6%
Arbeitslosenversicherung: 2,6%
- Einkommensteuer: Als Selbstständiger muss man Einkommensteuer auf seinen Gewinn zahlen. Dabei gelten die gleichen Steuersätze wie für Angestellte, allerdings gibt es für Selbstständige einen höheren Freibetrag für die Krankenkasse. Die Einkommensteuer berechnet sich wie folgt: Einkommensteuer = (Gewinn – Freibetrag – Freibeträge aus KV+PV+RV+AV) x Steuersatz. Man kann die Einkommenssteuer auch gegenprüfen, wenn man einen Online-Lohnrechner nutzt. Allerdings ist hier zu beachten, dass zumeist andere Freibeträge genutzt werden und das daher nur als Plausibilitätsprüfung sinnvoll sein kann.
- Ermittlung des notwendigen Gewinns: Sind alle Steuern und Sozialabgaben in Excel eingepflegt, so kann man den Gewinn variabel verändern, bis man an seinen Nettobedarf für den privaten Finanzbedarf möglichst nah kommt. Dieser Umweg ist nötig, da man scheitern würde, wenn man versucht, von seinem Finanzbedarf hochzurechnen, um die Einkommenssteuer zu ermitteln, da hier mindestens zwei Variablen unbekannt sind.
- Berechnen des Jahresumsatzes: Hier muss der Gewinn vor der Gewerbesteuer mit den Betriebsausgaben (ohne MwSt.) addiert und gegebenenfalls noch die MwSt. hinzugerechnet werden, je nachdem, ob man seinen Stundensatz netto oder mit MwSt. berechnet.
Stundenlohn als Bauzeichner: Wie kann man einen fairen Preis setzen und seine Leistung angemessen vergüte
Als Bauzeichner/in ist es wichtig, eine angemessene Vergütung für die erbrachte Arbeit zu erhalten. Wir haben bereits den privaten und betrieblichen Finanzbedarf ermittelt und auch die zu erwartenden Steuern und Sozialabgaben berechnet. Aber wie berechnet man den Stundenlohn?
Meine KI, welche mir bei diesem Artikel bei Rechtschreibung und Formulierung hilft, hat folgendes vorgeschlagen:
Vollzeitbeschäftigung: 2.080 Stunden pro Jahr (52 Wochen x 40 Stunden pro Woche)
Stundenlohn = Jahresumsatz / Anzahl der Arbeitsstunden
Doch ist es wirklich so einfach? Wie viele Tage arbeiten wir eigentlich im Jahr? Um dies zu ermitteln, müssen wir die Anzahl der Kalendertage im Jahr abzüglich der Wochenenden, Urlaubstage, Krankheitstage und Feiertage berechnen. So bleiben uns in der Regel etwa 223 Arbeitstage im Jahr.
Doch auch wenn wir jeden Tag 8 Stunden arbeiten, sind längst nicht alle Arbeitsstunden vollständig anrechenbar. Es gibt eine Vielzahl an Tätigkeiten, die nicht direkt mit der eigentlichen Arbeit als Bauzeichner/in zusammenhängen.
Hierzu gehören beispielsweis:
- die monatliche Steuererklärung
- Buchhaltung
- Online-Werbung und Homepage
- Telefongespräche, Akquise, Angebotserstellung, E-Mails
- das Lösen technischer Probleme
- Schulungen und Tutorials
- Sauberhalten des Arbeitsplatzes.
Es gibt jedoch auch Dinge wie Pausen oder kurze Unterbrechungen, die notwendig sind, um produktiv arbeiten zu können. Diese werden jedoch nicht auf die Arbeitszeit angerechnet. Somit kann man in der Regel von etwa 5-6 Stunden anrechenbarer Arbeit pro Tag ausgehen.
Es ist wichtig, diesen Faktor bei der Berechnung des Stundenlohns zu berücksichtigen. Wenn man diesen Faktor nicht einbezieht, kann man schnell dazu tendieren, sich selbst zu gering zu bezahlen. Es ist daher ratsam, einen realistischen Stundenlohn zu setzen, der alle notwendigen Faktoren berücksichtigt, um eine faire Vergütung für die erbrachte Leistung zu erhalten
Warum ein angemessener Stundensatz für Selbstständige wichtig ist
Nach langen Online-Recherchen habe ich herausgefunden, dass für einen Selbstständigen ein Stundenlohn von 70-90€ empfohlen wird. Das deckt sich auch mit meinen Berechnungen. Das mag für den ein oder anderen sehr hoch erscheinen, und so mancher wird sagen, dass er doch sparsamer sein sollte. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass dauerhaft zu wenig zu verdienen, nicht akzeptabel ist.
Ich habe 2012 zuletzt festangestellt gearbeitet und habe ca. 2.400 Euro brutto verdient. Das war eine Verbesserung gegenüber 2004-2010, als ich nur 1.600 Euro brutto verdient habe, aber wirklich gut war das nie. Ich war schon immer sparsam: keine Urlaube, Wohnen bei den Eltern, defekte Technik reparieren statt neu zu kaufen, Schuhe und Kleidung solange tragen, bis Löcher drin sind. Gerade bei Schuhen und Sitzmöbeln kann das zu Rückenschmerzen führen, und wenn man sich mit Mitte 20 kaum noch ohne Schmerzen aufrichten kann, wird klar, dass man am falschen Ende gespart hat. Als dann noch 2008 die Finanzkrise kam und ich von meinem damaligen Netto-Gehalt nur noch 60% bekommen habe, sind noch viele Schulden hinzugekommen, die ich über Jahre nicht abzahlen konnte, trotz eines Zweitjobs.
Meine Selbstständigkeit begann 2013, also vor genau 10 Jahren. Damals habe ich mich an billigen Angeboten aus dem Internet orientiert und meine Preise entsprechend niedrig angesetzt. Das Ergebnis war, dass ich 6-7 Tage in der Woche 10-12 Stunden gearbeitet habe, und als ich nach 3 Monaten die erste Steuererklärung gemacht habe, war klar, dass ich nicht mehr als Hartz IV erwirtschaftet hatte. Das war wirklich heftig, und ich musste zum ersten Mal wirklich über meine Preise nachdenken. Mit Anbietern aus Indien, Belarus oder Bulgarien kann ich preislich nicht mithalten.
Zuletzt habe ich 55 € pro Stunde verlangt. Das schien zunächst besser zu sein. Arbeit war immer da, aber nicht jede Arbeit war produktiv. Ich habe bis vor einem Jahr 4 Tage in der Woche im Büro 8-12 Stunden gearbeitet und dann noch 2 Tage Fernseher verkauft. Wer sich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird jetzt vielleicht im Kopf mitrechnen und denken, dass ich doch gut verdient habe. Ja, das Leben war nicht schlecht, und das ein oder andere habe ich mir gegönnt. Trotz allem war dieser Preis nur mit erheblichen Sparmaßnahmen zu halten. Hier sind einige Beispiele: Kaum Urlaub oder freie Tage, Arbeiten trotz Krankheit (ich hatte Corona), Wohngemeinschaft statt eigener Wohnung, keine Rentenversicherung, unzureichende Rücklagen, Verschleiß von Wirtschaftsgütern.
Gerade Bauzeichner werden teilweise sehr schlecht bezahlt, und viele geben auf. Hier rede ich nicht nur von Selbstständigen. Teilweise werden Tellerwäscher besser bezahlt als ein Bauzeichner mit Ausbildung und jahrelanger Berufserfahrung. Die Folge ist, dass niemand mehr den Job machen will oder viel mehr kann. Ich persönlich mache meinen Job wirklich gerne, und möchte auch in Zukunft meine Arbeit als Bauzeichner anbieten. So wie biesher wird es nicht mehr gehen, und nach diesem Artkiel und meinen Berechungen werde ich nun einen angemessenen Stundensatz verlangen. Es mag sein, dass ich den ein oder anderen Auftrag nicht bekomme, aber dafür werden andere kommen.