Teil I
Heute sind die meisten CAD-Systeme 3D-fähig und haben eine recht passable Renderengine , welche oft auch Effekte wie Global Illumination und Ambient Oculation unterstützen. Da stellt sich für manch einen sicher die Frage, warum man eine Visualisierung von einem externen Dienstleister erstellen lassen sollte, wenn man Sie ja auch selbst machen könnte. In diesem 3-teiligen Artikel möchte ich die Vor- und Nachteile des Selbermachens auflisten, und Ihnen bei der Entscheidung helfen. Dazu behandele ich die notwendigen Investitionen, zeige versteckte Kosten auf und gebe ihnen ein Berechungsmodell an die Hand, um die Wirtschaftlichkeit für selber erstellte Visualisierungen zu berechnen.
Im ersten Teil lassen wir mal alle Zahlen beiseite und sehen uns zunächst die Vor- und Nachteile einmal genauer an.
Selbst visualisieren! Das sind die Vorteile:
- volle Kontrolle über die Visualisierung, sie können Ihrem Mitarbeiter jederzeit über die Schulter sehen und Änderungs- oder Korrekturwünsche äußern. Sie können den Prozess nach Ihren Wünschen lenken. Aber das ist auch mit Vorsicht zu genießen, denn jeder Änderungswunsch kostet zusätzliche Zeit.
- Keine zusätzlichen externen Kosten und gerade in Zeiten von geringer Auslastung eine sinnvolle Überlegung.
- Beliebig viele Varianten
- Da das Visualisieren zu den schönsten Arbeiten in einem Architekturbüro gehört, ist dies für viele Mitarbeiter eine willkommene Abwechslung, bei der sie sich mit voller Motivation ans Werk machen.
Und was muss man noch bedenken? Die Nachteile:
- Mitarbeiter müssen auch in dieses Aufgabengebiet eingearbeitet und dafür geschult werden. Das kostet Zeit und Geld. Der betreffende Mitarbeiter und benötigen neben den Kentnissen auch einen Sinn für Ästhetik.
- Wenn ein professionelles Ergebnis erwartet wird, werden auch Ihre Mitarbeiter eine gewisse Zeit für die Bearbeitung brauchen. So ist bei einem geübten Mitarbeiter mit einer Bearbeitungszeit von 8-40 Stunden zu rechnen, je nach Projekt.
- Es wird ein 3D-Modell gebraucht. Ihre Mitarbeiter müssen mit einer BIM-fähigen Software arbeiteten und diese auch beherrschen. Außerdem muss neben einer datierten Geometrie auch auf eine genaue Materialzuweisung geachtet werden.
- Für eine Professionelle Architekturvisualisierung benötigen sie eine Vielzahl von 3D-Bibliotheken (zb. Bäume, Büsche und andere Pflanzen, Möbel, Autos, Menschen, Texturen und vieles mehr) all das kann schnell mehrere Tausend Euro kosten.
- Ebenso ist zu bedenken das Sie hier auch entsprechende Software benötigen. Oft reicht es nicht aus, nur in der CAD zu visualisieren. Es wird auch ein externes Programm benötigt, zum Beispiel Cinema 4D, Maya, 3D Studio oder Ähnliches. Außerdem wird ein eine Bildbearbeitungssoftware gebraucht.
Sie sehen das Thema ist nicht ganz ohne. Von daher ist es empfehlenswert, sich Gedanken zu machen, wie Sie mit diesem Thema umgehen wollen.
Ist es besser die Kompetenz der Visualisierung in eigenen Haus zu haben, trotz der hohen Investitionen? Hier muss man sich auch überlegen, wie viele Projekte pro Jahr visualisiert werden sollen und in welcher Qualität. Wie viele Mitarbeiter sollen in der neuen Kompetenz geschult werden? Wir empfehlen mindestens zwei, da man mit einem Wechseln der Mitarbeiter oder gelegentlich mit Krankheit rechnen muss.
Oder ist es doch besser das Thema Visualisierung außer Haus zugeben? Welche Vorteile hätte das denn?
- Es werden wenig büroeigene Ressourcen benötigt. Sobald ein Partner für die Visualisierung gefunden und der Auftrag erteilt ist, fallen im eigenen Büro kaum noch Arbeiten für die Visualisierung an. Es müssen nur alle relevanten Daten zusammengetragen und Zwischenergebnisse überprüft und freigegeben werden.
- Kostentransparenz ist ebenfalls ein Vorteil, denn bei eigenen Visualisierungen können oft unbemerkt viele Kosten zusammenlaufen (Schulungen, Software/Hardware, Bibliotheken und Arbeitsstunden). Geben Sie die Visualisierungen außer Haus, haben Sie einen klaren Preis.
- Ein externer Dienstleister erstellt regelmäßig Visualisierungen und ist im Umgang mit der Software mit den nötigen Arbeitsschritten vertraut und liefert somit in einem vernünftigen Zeitrahmen zuverlässig gute Ergebnisse.
- Ebenso erhalten sie reichhaltig ausstaffierte Bilder. Für jemanden der regelmäßig Architekturvisualisierungen anfertigt, amortisieren sich Bibliotheken schneller, und somit sind diese auch in größerer Anzahl vorhanden.
Und die Nachteile?
- Es entstehen externe Kosten, welche deutlich höher sind, als die Summe der reinen Stundensätze, welche Ihre Mitarbeiter kosten würden. Wenn Sie aber an die verstecken Kosten denken, so sind externe Visualisierungen für Architekten ab 12-15 Bilder pro Jahr nicht mehr rentabel. Makler müssten da mehr als 20 Bilder Jahr in Auftrag geben, dass sich die externen Kosten nicht mehr lohnen. Also immer, wenn Sie weniger Bilder pro Jahr brauchen, sparen Sie mit einer Auslagerung der Visualisierung.
- Einen Externen Dienstleister kann man nicht mal so eben über die Schulter schauen – sie geben ein Teil der Kontrolle ab. Das kann gut sein, aber es ist nicht für jeden das Richtige. Deshalb gibt es zum Beispiel bei uns für jedes Bild mehre Abstimmungs- und Kontrollphasen
- Sie müssen Termine mit ihren Dienstleister abstimmen. Externe Büros arbeiten mit mehreren Kunden zur gleichen Zeit. Von daher sollten sie ihre Aufträge rechtzeitig erteilen und genug Zeit für die Umsetzung einplanen. „Last minute“ funktioniert nicht immer. Am besten ist es eine kurze Email zuschreiben oder besser noch kurz anzurufen. Nichts geht über den persönlichen Kontakt und so gibt es auch keine Missverständnisse..
So nun kennen sie die Vor- und Nachteile, welche Sie bedenken müssen, wenn sie eine Visualisierung brauchen. Intern oder extern – Sie entscheiden. Natürlich sieht das jeder ein bissen anders und es kann auch sein, dass ich hier nicht alle Vor- und Nachteile aufgeführt habe. Für Ergänzungen, Meinungen oder Diskussionen nutzen Sie bitte unsere Kommentarfunktion.
Im nächsten Teil geht es um die Kosten, welche auf Sie zukommen, wenn Sie selber Visualisierungen machen wollen.